Naturkosmetik Schrammel

SINNterest: Worin zeigt sich die Nachhaltigkeit bei Ihren Produkten?

Birgit Schrammel: Ich produziere Naturkosmetik und achte auf Rohstoffe in Bioqualität, verwende nur Verpackungen aus Glas oder Papier und keine künstlichen Zusatz- oder Füllstoffe.

SINNterest: Warum sollte man nachhaltige Produkte kaufen?

Schrammel: Wir nehmen über die Haut alles in unseren Körper auf und darum ist es nicht nur wichtig, was in den Produkten drinnen ist oder besser gesagt, was nicht drinnen ist, sondern auch, worin sie abgefüllt und verpackt wurden. Herkömmliche Kosmetik wird oft mit Füllstoffen und diversen anderen Zusatzstoffen ergänzt. Abgesehen davon, dass diese Dinge oftmals nicht verträglich sind, wird auf künstliche Weise mehr Volumen erzeugt. Der Verbraucher benötigt mehr von diesen Produkten als von hochwertiger Naturkosmetik. Ein Mehr impliziert zwar den Gewinn eines Unternehmens, doch werden dafür auch umso mehr Rohstoffe benötigt, mehr Verpackung, mehr Transport, mehr Lagerfläche, mehr Produktion usw. Das finde ich alles andere als nachhaltig.

SINNterest: Was hat Sie zum Geschäft mit Naturkosmetik inspiriert?

Schrammel: Der Traum von meinem Partner und mir war es, ein altes Bauernhaus zu besitzen. Bei der Besichtigung unseres heutigen Hauses wurde uns auch die dort ansässige Firma gezeigt. Wir haben uns sofort in beidesverliebt. Der Kauf der Firma und der Sprung in die Selbstständigkeit waren ein Zufall und haben mich zu meinem Leitsatz auf der Website inspiriert. Die Firmenübernahme war ein großes Geschenk des Lebens an mich und ich bin jeden Tag dankbar dafür.

Der Kauf der Firma und der Sprung in die Selbstständigkeit waren ein Zufall und haben mich zu meinem Leitsatz auf der Website inspiriert: „Es gibt keinen Zufall, es fällt einem zu, was fällig ist.“

SINNterest: Sie sind gelernte Malerin und Bodenlegerin. Naturkosmetik scheint diesem Metier zunächst fernzuliegen. Gibt es für Sie eine Verbindung oder gar Überschneidungen dieser beiden Handwerke?

Schrammel: Die Berufe selbst unterscheiden sich grundlegend. Die große Gemeinsamkeit jedoch ist das Handwerk, wodurch etwas mit den eigenen Händen erschaffen, Menschen etwas Gutes getan und eine Freude bereitet wird. Ob die frisch gestrichenen Wände, der neu verlegte Boden oder ein Produkt, von dem ein Kunde begeistert ist – die Freude im Gesicht der Menschen zu sehen, ist etwas Wunderbares. Das gibt Kraft und Motivation, das verleiht meiner Auffassung nach einer Arbeit SINN und macht sie auch zur Berufung.

Ich bin meinen Eltern heute noch sehr dankbar, dass sie mich die Lehre haben machen lassen und mich nicht in eine höhere Schule gezwungen haben. Denn so habe ich schon früh gelernt zuzusehen, zuzuhören, mitzudenken UND umzusetzen. Sonst wäre mir die Übernahme und Weiterführung der Firma womöglich nicht so gut gelungen, denn schließlich vereint die Selbstständigkeit den Beruf einer Einkäuferin, Produzentin, Lagerverwalterin, Verkäuferin und Buchhalterin in einer Person.

Ob die frisch gestrichenen Wände, der neu verlegte Boden oder ein Produkt, von dem ein Kunde begeistert ist – die Freude im Gesicht der Menschen zu sehen, ist etwas Wunderbares.

SINNterest: Sie wohnen nach einer Zeit in Vorarlberg und Wien nun wieder im Waldviertel, Ihrer ursprünglichen Heimat. Was bedeutet für Sie Heimat?

Schrammel: Heimat hat für mich weniger mit einem bestimmten Ort zu tun als vielmehr mit den Menschen, die einen Ort zur Heimat machen. Heimat ist für mich dort, wo ich herkomme und meine Eltern und meine Schwester noch immer leben, im nördlichen Waldviertel. Heimat ist für mich aber auch der Ort im südlichen Waldviertel, an dem ich arbeite und mit meinem Partner lebe, umgeben von Menschen, die uns liebevoll aufgenommen haben und somit ihre Heimat und ihren Ort auch zu unserer Heimat gemacht haben.

SINNterest: Wie schaffen Sie die Balance zwischen Selbstständigkeit und Privatleben zu halten? Woraus schöpfen Sie Kraft?

Schrammel: Da ich zu Hause arbeite ist der Übergang so fließend, dass es schwer ist, bei manchen Tätigkeiten eine Grenze zu ziehen. Dafür kann ich aber von meinem Bürofenster aus direkt in meinen Garten sehen und mir meine Zeit frei einteilen oder mich nach dem Wetter richten. Das ist ein großes Geschenk.

Kraft schöpfe ich daraus, zu wissen etwas SINNvolles zu tun und aus meiner Partnerschaft. Mein Partner, Martin Schopper, unterstützt mich privat und im Hintergrund bei meiner Selbstständigkeit so viel er kann. Er achtet darauf, dass wir genügend Auszeiten und Pausen einplanen.

SINNterest: „Es gibt keinen Zufall, es fällt einem zu, was fällig ist“ lautet der Leitsatz auf Ihrer Homepage. Glauben Sie, dass jede/r eine Bestimmung hat und diese auch findet? Inwieweit war das bei Ihnen der Fall?

Schrammel: Ja, ich glaube, dass jede/r eine Bestimmung hat sowie auch einen Grund, warum er hier ist. Und nein, ich glaube nicht, dass sie jede/r findet oder sie lebt. Wir leben in einer Zeit, in der sehr viele Einflüsse auf uns einwirken, mehr als uns oft guttut. Das lenkt uns ab, das gibt uns vor, was wir zu wollen haben, wie wir sein sollen, wie wir aussehen sollen und bringt uns oft sehr weit von unserem Selbst weg. Wenn wir uns jedoch wieder mehr Zeit für uns nehmen, in uns hineinhören, bereit sind Dinge aufzuarbeiten und in die Selbstverantwortung gehen, dann kann es uns gelingen, unseren eigenen Weg zu finden, unsere Bestimmung.

Eine Portion Mut und Vertrauen in das Leben kann helfen die Zufälle, die einem das Leben schenkt, anzunehmen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Eine Portion Mut und Vertrauen in das Leben kann helfen die Zufälle, die einem das Leben schenkt, anzunehmen. Dafür bin ich sehr dankbar.

SINNterest: Was macht für Sie persönlich Sinn?

Schrammel: Mein Tun, ein achtsamer Umgang mit der Natur und miteinander sowie die Einstellung „Weniger ist mehr“. ●