Diese Sandmänner heizen euch ein

Jürgen Philipp

In unserer Mini-Serie „Es geht! Klimawende leicht gemacht“ begeben wir uns diesmal an den finnischen Meerbusen der Natur. Dort findet man die wichtigste Ressource für klimaneutrales Heizen: Sand. Wie Polar Night Energy damit Gas zum Heizen ersetzen will.

Sand als Speicher von Sonnenenergie: Eine Sandbatterie von 40 Metern Durchmesser und 25 Metern Höhe würde reichen, um eine Stadt mit 35.000 Menschen zu heizen. (Foto: Pixabay)

In diesem Land trägt man Frauen um die Wette, es werden Weltmeisterschaften im Luftgitarrespielen, im „Pulloverstricken während man headbangt“ oder im Handyweitwurf ausgetragen: Finnland. Die spinnen, die Finnen und natürlich auch die Finninnen. Nun wollen sie mit speziellen „Sandburgen“ ganze Städte heizen. Tommi Eronen und Markku Ylonen spintisierten über autarke Heizsysteme während sie an einem Konzept für ein energieautarkes Blockhaus arbeiteten. Wie sie auf ihrer Homepage betonen: „nicht nur für Hippies“.



Tommi Eronen und Markku Ylönen
Tommi Eronen und Markku Ylönen sind überzeugte Öko-Entrepreneure, allerdings sind sie – wie sie betonen – „keine Hippies“. (Foto: Polar Night Energy)


Hippies sind die beiden ohnehin nicht, sie absolvierten die Uni und sind seitdem von erneuerbarer intrinsischer Motivation angetrieben. Ihr Weg: Sie bauen auf Sand, denn Sand soll uns künftig kräftig einheizen. Sie gründeten das Startup Polar Night Energy und bauten den Prototypen einer Sandbatterie. Batterie deshalb, weil der Sand die im Sommer vorhandene Sonnenenergie speichern kann.





25 Meter Silo heizt 35.000 Menschen ein

In dem siloartigen Gebäude in der Kleinstadt Kankaanpää wird der Sand mit Solarenergie auf 500 bis 600 Grad erhitzt. Diese Wärme hält sich monatelang und sorgt im Winter für das Beheizen des örtlichen Schwimmbades, der Häuser und Fabriken. Gründer Tommi Eronen verspricht, dass je nach Design der Batterie ein Aufheizen bis zu 1.100 Grad möglich sein soll. Der Prototyp schafft derzeit eine Wärmeenergieleistung von 100 Kilowatt und eine Kapazität von acht MWh. Was heißt das konkret? Eronen und Ylonen könnten Äonen an Energie schaffen, auch wenn die Lebensdauer dieser Batterien lapidar mit „Jahrzehnten“ angegeben wird, ist die Herstellung der Batterien relativ günstig, einzig die Verrohrung kostet Geld, wie bei jeder Art von Kraftwerk. Dabei soll ein Gebäude von 40 Metern Durchmesser und 25 Metern Höhe reichen, um eine Stadt mit 35.000 Menschen zu versorgen.



Illustration Sandkraftwerk
Der Sand kann bis zu 1.100 Grad erhitzt werden und diese Hitze über Monate speichern. So lassen sich Gebäude völlig emissionsfrei heizen. (Foto: Polar Night Energy)


Und bevor jetzt die „Das schaut hässlich aus“-Fraktion Einwände bringt, diese Batterien lassen sich sogar im Sand – pardon – in der Erde verbuddeln. Und mit einem weiteren, mittlerweile unschlagbarem Vorteil wartet Polar Night Energy auf: Alle Teile und Ressourcen, die zur Errichtung dieser hochenergetischen Sandburg benötigt werden, können allesamt in Europa produziert werden, das verringert die Abhängigkeit. Den wichtigsten Rohstoff findet man ohnehin wie den Sand am Meer. Der CO2-Fußabdruck wäre ebenso schnell reduziert, wie jener bei einem Spaziergang direkt an der See.



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