GenussSINN
Ein Spiel ohne Hand mit Fuß

Cordula Meindl
Ausgefallene Sportarten Teil 2 – Footvolley - 2 Min. Lesezeit
Was entsteht, wenn man Fußball und Beachvolleyball verheiratet? Eine ziemlich akrobatische Sportart, die es vom brasilianischen Strand aus bis zu den Olympischen Spielen geschafft hat.

Footvolley (“Futevôlei“ auf Portugiesisch) vereint auch im Namen seine „Elternsportarten“ Fußball und Beachvolleyball. Auch wenn es in Österreich noch nicht so bekannt ist, wird die Sportart bereits seit den 1960er-Jahren gespielt. Seinen Ursprung hat die Strandsportart passenderweise in Brasilien, genauer gesagt an den Stränden Rio de Janeiros. Im größten Land Südamerikas ist bekanntermaßen Fußball der Lieblingssport Nummer 1. Aber weil sich belebte und überfüllte Strände nur schlecht mit einem ordentlichen Fußballmatch vertragen, verbot die Polizei in Rio das Fußballspielen am Strand. Daraufhin wichen die begeisterten Fußballspieler kurzerhand auf die kleineren Beachvolleyball-Felder aus und erfanden eine neue Sportart.
Hände weg vom Ball
Die Regeln sind schnell erklärt: Im Endeffekt ist das Spiel einfach Beachvolleyball ohne Hände. Wobei „einfach“ wohl etwas untertrieben ist – Footvolley erfordert eine ausgeprägte Technik, Koordination und Körperbeherrschung im Sand. Gespielt wird auf einem Volleyballfeld, das Netz befindet sich auf einer Höhe von 2,20 Metern – der Ball wird mit Füßen, Brust oder Kopf über das Netz befördert. Die Ballwechsel sind oft länger als beim Beachvolleyball und bieten dank der akrobatischen Verrenkungen und Sprünge eine ziemlich spektakuläre Show für die Zuschauer*innen.

Ein Erfolgsmodell wird exportiert
Mittlerweile hat sich Footvolley zu einem absoluten Volkssport in Brasilien entwickelt. Bei großen Turnieren sind die Arenen bis zum letzten Platz gefüllt und an die Gewinner*innen werden immense Preisgelder ausgezahlt. Fußball bleibt zwar ungeschlagen auf Platz 1 der Beliebtheitsskala, aber dass prominente Fußballer wie Romário, Bebeto, Zico, Ronaldo oder Ronaldinho in ihrer Freizeit auch gerne eine Runde Footvolley spielen, hat die Popularität der Strandsportart weiter angefeuert. Nach Europa kam Footvolley erstmals in den 1970er-Jahren – wobei es erst in den 1990er-Jahren einen größeren Bekanntheitsgrad erlangte. 2003 wurde die European Footvolley Federation (EFVF) gegründet. Seither finden jedes Jahr internationale Turniere statt. 2016 schaffte es Footvolley als Demonstrationssportart zu den Olympischen Spielen – in Rio natürlich, wo sonst.
Footvolley in Österreich
Auch in Österreich hat ein Fußballer ganz wesentlich dazu beigetragen, Footvolley bekannt zu machen: Alexander Ribisch, auch bekannt als „singender Fußballer“ brachte den Sport 2002 aus Brasilien mit nach Hause. Der Sport hat ihn so begeistert, dass er ihm sogar einen eigenen Song gewidmet hat.
Mittlerweile gibt es in Österreich auch zwei Sportverbände für Footvolley, den Footvolley-Verband ÖFV und die Austrian Football Federation AFF. Für Einsteiger gibt es auch immer wieder Kurse, z.B. am Universitäts-Sportinstitut. Man kann aber auch einfach damit beginnen, sich ein Spiel anzusehen – am besten mit einem Caipirinha in der Hand, an der Copacabana. Aber das ist eine andere Geschichte …
- Ausgefallene Sportarten Teil 1: Discgolf