Sinn & UnSINN
„Humor half mir, mich selbst zu akzeptieren“

Jürgen Philipp
Interview Benedikt Mittmannsgruber - 3 Min. Lesezeit
Er ist mit seinen 27 Jahren der Shootingstar der österreichischen Kabarettszene und räumt reihenweise Preise ab. Benedikt Mitmannsgruber über seine Beziehung zu George Clooney, angeborenem Schnauzbart, Introvertiertheit und Mühlviertler Witz.

SINNterest: Sie waren Torwart des Turniers 2012 in der Handelsakademie Freistadt und hätten eine Fußballerkarriere machen können. Warum sind Sie Kleinkünstler geworden?
Benedikt Mitmannsgruber: Ich bin sogar zweimal Tormann des Turniers geworden. Ich war damals der „Oliver Kahn des nordöstlichen Mühlviertels“. Mit 16 Jahren habe ich meine Karriere dann aber beendet, da ich mehr Zeit mit meiner Frau und meinen Kindern verbringen wollte. Dass ich dann Kleinkünstler geworden bin, war dann wahrscheinlich irgendwie Zufall. Ich war lange Zeit ein Außenseiter mit wenig Selbstvertrauen. Der Humor hat mir damals geholfen, Anschluss zu finden und in gewisser Art und Weise auch, mich selbst zu akzeptieren.
SINNterest: Seit wann tragen Sie Schnauzer und Norwegerpullover?
Mittmansgruber: Ich bin so geboren. Das ist ein Gendefekt, der aufgrund der jahrelangen Mangelernährung im Mühlviertel entstanden ist. Mein Vater und meine Mutter tragen auch Schnauzer und Norwegerpullover.
Ich war lange Zeit ein Außenseiter mit wenig Selbstvertrauen. Der Humor hat mir damals geholfen, Anschluss zu finden und in gewisser Art und Weise auch, mich selbst zu akzeptieren.
SINNterest: Sie schauen meist sehr traurig. Woran liegt das? Bewahrheitet sich das Klischee, dass Komiker meist sehr introvertierte, tendenziell depressive Menschen sind oder soll das nur Ihren Sexappeal unterstreichen?
Mitmannsgruber: In erster Linie liegt es natürlich am Sexappeal. Aber ich würde schon sagen, dass ich ein sehr introvertierter Mensch bin. Ich bin nicht so gern unter vielen Menschen, außer natürlich auf der Bühne. Aber ja, ich kenne das Klischee, dass man als Kabarettist oder Comedian auf Abruf lustig und sehr extrovertiert sein muss. Darauf werde ich auch oft angesprochen, weil ich diesem Bild überhaupt nicht entspreche.
SINNterest: Was ist Ihr liebster Mühlviertler-Witz?
Mitmannsgruber: Was haben ein armer Fischer aus Westafrika und ein Jugendlicher aus dem Mühlviertel alles gemeinsam? Kein Netz.
Was haben ein armer Fischer aus Westafrika und ein Jugendlicher aus dem Mühlviertel alles gemeinsam? Kein Netz.
SINNterest: George Clooney hat seinen Hund nach Ihnen benannt und Sie spielen in einer Liga mit Enrique Iglesias oder Ed Sheeran. Wie bleibt man da am Boden?
Mitmannsgruber: Über diesen Punkt spreche ich tatsächlich sehr häufig mit Enrique Iglesias und Ed Sheeran. Den beiden geht es da genauso wie mir. Der ganze Ruhm steigt einem irgendwann zu Kopf. Aber wir nehmen uns dann oft gemeinsam eine Auszeit. Letzte Woche war ich gemeinsam mit Ed Sheeran eislaufen. Im Sommer habe ich eine Zeitlang in Enrique Iglesias Finca in Barcelona gewohnt.
SINNterest: Sie wurden Zweiter bei der Ennser Kleinkunstkartoffel, Erster beim Freistädter Frischling und gewannen das Goldene Ei des KultOs sowie den Goldenen Besen in Stuttgart und das Scharfrichterbeil in Passau. Zudem standen Sie im Finale rund um die Tuttlinger Krähe. Warum haben Kabarettpreise so dämliche Namen und welche Preise haben Sie noch im Visier?
Mitmannsgruber: Mein Lieblingspreis ist der Schmähtterling in Bruck an der Leitha, leider gibt es den aber seit ein paar Jahren nicht mehr. Auch den Rostocker Korkenzieher und die St. Ingberter Pfanne darf man in diesem Zusammenhang nicht vergessen. Mein großes Ziel ist es, irgendwann einmal den „Österreichischen Kabarettpreis“ zu gewinnen.
SINNterest: Nun einmal ganz im Ernst: Wir beschäftigen uns mit dem Sinn. Wäre es aus Ihrer Sicht nicht sinnvoller, wenn wir mehr Mut zum Unsinn hätten?
Mitmannsgruber: Das wäre auf jeden Fall sinnvoller. Ich mag es sehr, wenn Menschen sich selbst und das Leben nicht zu ernst nehmen, das finde ich sympathisch.
SINNterest: Einige unserer Interviewpartner*innen beklagen sich, dass mit der Pandemie eine gewisse Spaßbefreitheit einherging. Können Sie das auch beobachten?
Mitmannsgruber: Eigentlich nicht. Ich habe das Gefühl, dass die Zuschauer*innen es schätzen, dass jetzt wieder regelmäßig Veranstaltungen stattfinden. Es haben sich seit der Pandemie viele Dinge verändert, aber Spaß ist noch immer sehr beliebt.
SINNterest: Was macht für Sie persönlich Sinn?
Mitmannsgruber: Meine Arbeit und meine Beziehung. Generell bedeutet Sinn für mich, einfach das zu machen, was einem Spaß macht. Das klingt zwar sehr pathetisch, aber es gibt wenige Menschen, die ihr Leben wirklich danach gestalten. ●